Papua-Neuguinea - seine zweite Heimat

Bruder Rudi van Lier vor einem "seiner" Häuser.

Ordensbruder Rudi van Lier SVD, gebürtig aus Schottheide, 85 Jahre - Missionar und Helfer in der Bergwelt Südostasiens.

Dass er einmal sozusagen auf der anderen Seite der Erdkugel als Ordensmann leben und arbeiten würde, hat dem am 6. März 1932 in Schottheide geborenen Rudi van Lier wohl niemand an der Wiege gesungen. Nach dem Besuch der Volksschule in Frasselt erlernte er das Schreinerhandwerk bei den dort ansässigen Gebr. Berns. Er gehörte zu den jungen Lehrlingen, die in der kargen Nachkriegszeit, wo es an allem fehlte, an einem Wochenabend Sitzbänke und Tischtennisplatten für das im Aufbau befindliche Pfarrheim zimmerten und dabei oft mit Erfindergeist Schwierigkeiten überwanden. Gerade dieses später durch die Meisterprüfung erweiterte Können und Wissen sollte seiner Berufung zugutekommen.

1951 zog er mit seinen Eltern, seinen drei Schwestern und den beiden Brüdern nach Materborn. Immer stärker vernahm er in seinem Innern den Ruf Christi, in seinem Weinberg mitzuwirken. Zwei Tage nach seinem 23. Geburtstag trat er in die 1875 von Arnold Janssen aus Goch in Steyl gegründete Missionsgesellschaft ein. Ein Jahrzehnt dauerte die Vorbereitung - wohl auch schon mit Blick auf sein künftiges Arbeitsfeld in Papua-Neuguinea. Dort kam er am 15. Januar 1965, dem Gedenktag des 1909 verstorbenen, 2003 heiliggesprochenen Ordensgründers, an.

Dieser Tag war für ihn ein tiefer Lebenseinschnitt: Hinter sich gelassen hatte er Eltern und Geschwister, Freunde und Bekannte, der Gedanke an eigene Familie und Heimat. Vor ihm lag eine völlig unbekannte, von vielen Wasserläufen und Gebirgsketten geprägte Halbinsel mit Menschen, die ganz andere Sprachen und Lebensgewohnheiten hatten und ihre eigene Kultur pflegten, wobei viele Orte sozusagen lange Zeit völlig abgeschlossene Stämme waren, die sich gegenseitig bekämpften. Dazu kam die Umstellung auf das Klima (im Dezember über 30 Grad) und die ungewohnte andere Ernährungsweise. Dieser junge Staat, weit größer als Deutschland, aber nur mit einem Zehntel seiner Einwohner, gehörte einst zum Missionsgebiet des in Hanselaer beheimateten Missionsbischofs Joseph Lörks SVD, der 1943 mit gut dreißig weiteren Steyler Ordensleuten von Japanern auf dem Zerstörer "Akikaze" erschossen wurde. Unter den Opfern war damals auch der Gocher Ordensbruder Benignus Franken, über den in der Heimatstadt kaum noch jemand etwas wissen dürfte.

Rudi van Lier kam in ein Land, dessen wichtigstes Baumaterial Holz dort reichlich vorhanden ist. Der neue Ordensmann errichtete eine Schreinerei, die junge Männer ausbildete und zur Gesellenprüfung führen konnte. Zweimal musste er zusehen, dass Stammesfehden sein Werk in Flammen aufgehen ließen. Als Planer, Bauherr oder in Zusammenarbeit war er an der Errichtung vieler Gebäude - Wohnhäuser wie kirchlicher Institute (Kirchen, Seminare) beteiligt. Auch anderswo, wo er mit seiner Vielseitigkeit helfen konnte, war er zur Stelle, quasi als stets abrufbarer Reparaturdienst. Das bedingte auch wiederholt einen Wohnortwechsel bis in die Hauptstadt Port Moresbery.
 
Gibt es Erfolge? Glaube und Lebenseinstellungen lassen sich - anders als Bereiche in der Wirtschaft oder in der Politik - wohl kaum statistisch erfassen. Doch wenn sich heute ein großer Teil der Bevölkerung zum Christentum bekennt, hat sich aus dem "kleinen Senfkorn" schon ein ansehnlicher Baum entwickelt. Von seinen Zweigen (einheimischen Priestern) arbeiten schon einige in Afrika gemäß Jesu Wort: "Gehet hin in alle Welt, lehret und taufet sie ..." . Früher (noch bis zum Zweiten Weltkrieg ) haben Missionare oft angenommen, sozusagen mit der Bibel in der Hand fremde Völker bekehren zu können. Heute beginnt Mission mit behutsamen Kontakten, Kenntnisvermittlungen und Vertrauen. Dafür soll ein Missionar "allen alles" sein - so Paulus in 1. Kor. 9,20. Mehrmals war Br. Rudi auf Heimaturlaub.

Alter und Begleiterscheinungen lassen ihn nunmehr darauf verzichten, schließlich dauert eine Flugreise fast einen halben Tag.

So bleibt der Steyler Ordensmann in seiner zweiten Heimat, bis Gott ihm eines Tages alle Mühen abnimmt.

Quelle: RP, von Hans Rühl

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