"Ich will für die Menschen da sein": Porträt Schwester Mathilde Vossmöller

Missionsschwester Mathilde Vossmöller setzt sich in Lima für die Ärmsten der Armen ein.

"Mir war schon immer klar, dass ich für andere Menschen da sein will. Ich glaube daran, dass das Füreinander-Dasein allen hilft - und das möchte ich gerne auch noch weiter an andere weitergeben." Das sagt Schwester Mathilde Vossmöller. Die heute 67-Jährige arbeitet als Hiltruper Missionsschwester inzwischen seit 30 Jahren in Lateinamerika. Derzeit ist sie auf Heimaturlaub zu Gast in ihrer ersten Heimat. "Zuhause fühle ich mich aber inzwischen mehr in Südamerika. Ich möchte dort bleiben und mein Leben mit anderen Menschen in Peru teilen, auch wenn ich nicht mehr helfen kann", sagt sie.

Schwester Mathilde wuchs in Olfen im Kreis Coesfeld mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof auf. "Da wurde jede Hand gebraucht", erinnert sie sich. Umso mehr, als der Vater verstorben und die Mutter erkrankt war: "Da mussten wir Geschwister zusammenhalten und alle mit anpacken", erzählt sie. Doch schon immer habe es sie in die Ferne, und insbesondere in die christliche Mission gezogen. Allerdings musste sie sich auch nach der ewigen Profess im Jahr 1977 erst noch gedulden. Sieben Jahre arbeitete sie mit Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren in Paderborn, ehe es für eine kurze Zeit zurück ins Mutterhaus nach Hiltrup ging. Doch nach einigen Jahren war es dann endlich soweit: der Traum von Schwester Mathilde erfüllte sich. Es ging ins gut 10.000 Kilometer entfernte Peru. Dort am Stadtrand der Hauptstadt Lima, wo die Ärmsten der Armen leben, half Schwester Mathilde bei der Gründung einer neuen Kommunität am Stadtrand von Lima. Von Lima ging der Weg unter anderem ins Urwaldgebiet von Peru und Schwester Mathilde engagierte sich in der Versöhnungsarbeit. "Nach der Zeit des Bürgerkrieges, der von terroristischen Bewegungen geprägt war, war meine Arbeit wichtig, um Vertrauen und neue Hoffnung unter den Bevölkerungsgruppen aufzubauen", sagt sie. 1969 ging es für sie in die Dominikanische Republik, dort arbeitete sie mit behinderten Kindern und begleitete junge Mitschwestern auf ihrem Weg in den Orden.

Im Jahr 2007 wurde Schwester Mathilde zur Provinzoberin gewählt und kam nach Peru zurück. Seit 2013 arbeitet sie nun wieder am Stadtrand von Lima und setzt sich dafür ein, dass den Bewohnern ihre Grundrechte nicht länger vorenthalten werden: das Recht auf Wasser, das Recht auf ein gesundes Leben und das Recht auf bessere Arbeitsmöglichkeiten. "Das Projekt besteht aus drei Häusern für Frauen, einem Kleinunternehmen, einem Gesundheitszentrum und zwei Kinderkrippen - es wird von der Bevölkerung getragen", erläutert sie. "In dem Projekt geht es vor allem darum, die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu fördern, die Sterblichkeit der Kinder unter fünf Jahren zu verringern und natürlich die große Armut und den Hunger zu bekämpfen", sagt die Ordensfrau.

So gebe es in den Häusern für die Frauen etwa Nähwerkstätten, eine Bäckerei, Computer- und Kochkurse. Zugleich gebe es Programme zur Persönlichkeitsentwicklung oder Gesundheitslehre für die Frauen. Auch das Thema "Gewalt in der Familie" werde angesprochen. "Die Häuser sind Orte der Sicherheit, des Friedens und der Zuflucht für Frauen - jedes Jahr nehmen rund 600 Frauen an den verschiedenen Kursen teil", sagt sie. Und die Produkte, die sie produzierten, würden sie als Kleinunternehmerinnen auch selbst verkaufen. Parallel würden etwa 70 Kinder von ein bis vier Jahren wochentags in Kindertagesstätten betreut, etwa 30 Prozent der Kinder seien unterernährt. Das Projekt gebe den Frauen überhaupt erst die Möglichkeit zu arbeiten, was für die alleinerziehenden Mütter besonders wichtig sei, damit sie die Angebote in den drei Häusern wahrnehmen können.

Hierzu trage auch die Verbesserung des Gesundheitszustandes entscheidend bei, erzählt Schwester Mathilde weiter. Der Gesundheitsdienst "Misericordia - Barmherzigkeit" biete umfassende Hilfen von der Behandlung von Kinderkrankheiten, über eine allgemeinmedizinische Versorgung bis hin zu Laboruntersuchungen an. Für die einzelnen Patienten seien die Kosten sehr niedrig, damit alle an dem Programm teilnehmen könnten. Auch Vorträge und Ausstellungen zum Thema Gesundheit gehörten zum Programm. Und wenn dann noch mit Hilfe der Caritas von Australien Toiletten in den Häusern armer Familie installiert werden könnten, sei auch das ein wichtiger und ganz konkreter Baustein für eine nachhaltige Entwicklung, berichtet Schwester Mathilde.

"In dem Miteinander leben wir jeden Tag ganz konkret das Evangelium der Liebe. Ich bin sehr dankbar dafür, mit den Armen leben zu dürfen und freue mich, dass auch junge Frauen aus dem Bistum Münster als ‚Missionare auf Zeit' unser Leben für ein Jahr teilen werden. Die Mission nimmt heute neue Formen an, in der wir mehr Empfangende als Gebende sind", erzählt die Missionarin.

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