Wenn die Türen niemals still stünden: Bruder Bernhard-Maria Flägel

Rausgehen und unterwegs sein zu den Menschen sind für Bruder Bernhard-Maria zentrale Bestandteile seiner Berufung

Wenn man Bruder Bernhard-Maria Flägel nach seiner Berufungsgeschichte fragt, dann erzählt er gleich zwei Geschichten. Denn der Alexianerbruder gehörte früher der Ordensgemeinschaft der Arnsteiner Patres an, aus der er wieder austrat. "Doch die Berufung ist immer wach geblieben", sagt er und schildert einen nicht immer geraden, aber klaren Weg.

In Kindheit und Jugend zeichneten sich dessen Wegmarken noch nicht ab. "Ich bin erst mit 21 Jahren katholisch geworden", sagt Bruder Bernhard-Maria. Vorher hatte er Ausbildungen als Bäcker sowie als Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert. Parallel machte sich der damalige Dattelner Gedanken über Gott, die er im Kontakt zur Pfarrei St. Amandus vertiefte.

In einem Kloster fand er einen Zettel: ,Ordensleben – ein Weg für dich?‘ Das war der Anstoß zum ersten Schritt auf dem Glaubensweg. Bruder Bernhard-Maria erkundigte sich in St. Amandus, wie man katholisch wird. "Der Pfarrer war überrascht", erinnert er sich lächelnd, "er glaubte wegen meines Kontakts zur Gemeinde, ich wäre schon katholisch." Nach der Konvertierung der nächste Schritt: 1987 trat er bei den Arnsteiner Patres, die er bei Exerzitien kennengelernt hatte, ein, kurz vor Ablegung der Ewigen Gelübde 1993 jedoch wieder aus. "Es war nicht die Gemeinschaft, die ich mir fürs ganze Leben vorstellen konnte", erklärt er.

Die fand er, als er sich nach einigen Jahren als Krankenpfleger in Münster zum beruflichen Wechsel entschied. "Als ich die Bewerbungen in den Briefkasten warf, habe ich zum Heiligen Geist gebetet, dass er mich führt", schildert der 51-Jährige. Geführt wurde er in das St. Josef-Hospital Bonn. Von dort aus lernte er über die Alexianer in Aachen deren Gemeinschaft kennen: "Der Kontakt prägte mich so, dass ich mir die Frage nach einem Wiedereintritt stellte."

Aus dem sprichwörtlichen heiteren Himmel kam diese Frage nicht, schließlich hatte der Glaube seine Bedeutung für ihn nie verloren. So war zum Beispiel der tägliche Besuch der Heiligen Messe für ihn unverzichtbar. Trotzdem blieben Zweifel nicht aus, denn: "Job und eigene Wohnung machten mir ja Freude." Doch die Berufung gab keine Ruhe. 1999 trat er bei den Alexianern ein und wurde Bruder Bernhard-Maria. Als solcher durchlief er die ganze Klosterlaufbahn von vorne. "Meine Erfahrungen wurden mir nicht angerechnet, man hat mir nichts geschenkt", beschreibt er augenzwinkernd. 2004 legte er die Ewigen Gelübde ab.

Es folgten Stationen in Münster und Aachen, wo er auf einer Drogen-Entgiftungsstation arbeitete. Dazu baute er die St. Alexius-Stube auf, die Bedürftigen eine Mahlzeit und Unterstützung bietet. Parallel arbeitete er unter anderem in der Kleiderkammer und der Krankenhausseelsorge. Seit 2013 ist er wieder in Münster-Amelsbüren und hat die Tagesstätte ,TischWerk‘ als passendes Tätigkeitsfeld für sich entdeckt. Außerdem kümmert er sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinschaft, "weil ich Klartext rede, das habe ich bei den Suchtkranken und Wohnungslosen gelernt." Zuständig sind er und ein Mitbruder auch für die Berufungspastoral.

"Berufen fühlen sich Menschen heute später als früher, oft erst im Alter zwischen 40 und 50", hat er dabei beobachtet. Berufung sei der Wunsch, mit anderen "den Weg der Nachfolge Christi zu gehen."

Dass diesen Wunsch heute weniger Menschen verspüren, geht auch an den Alexianern nicht spurlos vorbei. "Wir sind 17 Brüder in Deutschland, die jüngsten sechs sind circa 50 Jahre", weiß Bruder Bernhard-Maria. Und doch. "Wir harmonieren mit- und lernen voneinander, was dabei herauskommt, wird uns in die Zukunft führen", ist er überzeugt.

Um ihre Arbeit für diese Zukunft abzusichern, haben die Alexianer ihre Werke in eine Stiftung überführt. Deren Kuratorium gehört Bruder Bernhard-Maria an. "So wollen wir die Spiritualität in der Stiftung bewahren", erklärt er, "denn das Gebet ist der Schatz, den wir haben."

Diesen Schatz hütet er ganz zeitgemäß, betet etwa Psalmen aus dem Smartphone. "Das ist meine Kraftquelle zwischendurch", schildert er, "Ordensleute brauchen diese Bindung an das Gebet." Trotzdem hängt an seiner Ordenstracht nicht etwa, wie bei vielen anderen Gemeinschaften, ein Rosenkranz, sondern ein Schlüsselbund. "Den brauche ich im Alltag öfter", erzählt er schmunzelnd. Manchmal verzichtet er auch auf die Ordenstracht, etwa bei Treffen mit Freunden oder beim Nordic Walking. Aber auch bei der Arbeit findet er sie manchmal entbehrlich: "Sie wirkt heute oft fremd. Wichtiger ist es, auf das Herz zu hören."

Ob Arbeit oder Freizeit: Das ,Rausgehen‘ hält Bruder Bernhard-Maria für wichtig, für einen zentralen Teil seiner Berufung: "Ich möchte auf Menschen zugehen, mich auch zu den bücken, die auf dem Boden liegen, um meine Hoffnung weiterzugeben." Ordensgemeinschaften müssten die Balance schaffen: "Es ist gut, dass wir in Gemeinschaft behütet sind, zugleich müssen wir aber rausgehen, um das ganze Spektrum dieser Welt mitzubekommen." In diesem Sinne würde er gern auf den Schlüsselbund verzichten und buchstäblich alle Türen offen lassen: "Wenn alle wüssten, wie schön das Leben in solcher Gemeinschaft ist, wären die Türen eh dauernd in Bewegung, weil neue Menschen kämen", glaubt er. Deshalb sei es wichtig, "von der eigenen Berufung zu erzählen – nur so gedeiht der Keim anderer Berufungen."

Zukunftssorgen macht er sich nicht: "Gott hat mich ins Heute gestellt, deshalb richte ich mich nach den Nöten der Gesellschaft aus, die ich vorfinde." Der Weg von Ordensgemeinschaften in der Nachfolge Christi habe Tradition. "Daher wird er weitergehen, nur anders als früher", glaubt er. Dass er diesen Weg mit seinen Brüdern, allen Christen und vor allem mit Gott geht, macht ihm Mut: "Man kann noch so tief fallen, Gott richtet einen auf. Wenn wir ihn aufnehmen, lässt er uns nicht allein," – Vertrauen, das Bruder Bernhard-Maria in die Zukunft trägt.

  • Das von Papst Franziskus ausgerufene ,Jahr des geweihten Lebens‘ – in Deutschland auch ,Jahr der Orden‘ – läuft vom ersten Advent 2014 bis zum 2. Februar 2016. Denn am 2. Februar wird jedes Jahr der Welttag des geweihten Lebens gefeiert. Im Bistum Münster gibt es alle Infos zum Themenjahr unter www.jahr-der-orden-bistum-muenster.de.

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