Ordensleuten beim Tag der Orden in Trier

Vor 420 Ordensfrauen und -männern aus dem Bistum Trier hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 23. April einen Vortrag zum ‚Tag der Orden‘ im Rahmen der ‚Heilig-Rock-Tage‘ in Trier gehalten. Der Bischof sagte in Anlehnung an Worte von Papst Franziskus zum "Jahr des geweihten Lebens", diese böten "eine gute Orientierung, im ausdrücklichen Blick auf die eigene Berufung dankbar auf die Vergangenheit zu schauen, die Geschichte mit Jesus zu bedenken, die Gegenwart mit Leidenschaft zu leben und die Zukunft voll Hoffnung zu ergreifen." Vielleicht sei gerade Letzteres wichtig, "weil der Blick innerhalb der Gemeinschaften oft genug durch die zurückgehenden Zahlen bestimmt und nur auf die Statistik fixiert wird".

Genn sparte Problemfelder nicht aus, die er auch in Frageform ansprach: Gibt es Christen, die vollkommener sind als andere? Sind nicht alle Christen zur Heiligkeit berufen? Wie steht es mit denen, die es nicht schaffen, von weltlichen Begierden loszulassen? Wie ist es mit der Armut? "Ob Armut schon realisiert ist, wenn man gut versorgt und unabhängig von weltlichen Belastungen im Kloster lebt, ist eine berechtigte Frage", sagte Genn.

Auch wenn das Lebenszeugnis, das Ordensleute gäben, oft dankbar angenommen werde, würde die Lebensform doch hinterfragt, sagte Genn: "Da kann es durchaus sein, dass Menschen sehr dankbar sind für den Dienst von Ordensschwestern in Krankenhäusern, Altenheimen und anderen Einrichtungen, dass sie sich bei den indischen Schwestern bedanken, wie gut es sei, dass sie bei uns lebten. Aber wehe, es kommt eine Tochter oder ein Sohn in der Familie mit dem Ansinnen, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten – das kann das familiäre Leben durchaus aufwirbeln, möglicherweise aus dem inneren Bewusstsein, so fromm sei man in der Familie ja schließlich nicht gewesen." Laut Felix Genn mag es auch Menschen geben, "die glauben, dass beim Rückgang der Zahlen irgendwann der Nullpunkt erreicht sein wird und der Letzte oder die Letzte das Licht ausmacht".

Für den Bischof ist Christsein nicht Gesetz, sondern Liebe, Nähe zum Herrn. Deshalb seine Aufmunterung: "Sie, liebe Schwestern und Brüder aus den Orden, können durch Ihr Leben zeigen, dass alle Strukturen, alle Formen, alle Riten und Gebräuche zweitrangig sind, weil die Liebe den Vorrang hat, weil Sie ihn mit seiner Nähe als den erfahren haben, der Sie persönlich angesprochen und gerufen hat." Er appellierte an die Frauen und Männer, eine hohe Sensibilität für alle zu entwickeln, die arm und bedrängt sind, eine "zu verbürgerlichte, in Strukturen denkende Kirche" aufmerksam zu machen auf "Wunden, die leicht übersehen werden". Dies geschehe nicht, um dem sozialen Wirken einen frommen Anstrich geben, sondern "weil Ihr Herz, erfüllt von Liebe, Sie dazu drängt".

Am 23. April 2015 hielt Bischof Dr. Felix Genn einen Vortrag beim Ordenstag während der Heilig-Rock-Tage, dem Bistumsfest der Diözese Trier. Wir dokumentieren hier den Vortrag.

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