Schwester Stefanie Müllenborn verlässt nach 32 Jahren Herten

Das Bild, das ihr ihre Nichte zum 70. Geburtstag vor fünf Jahren gemalt hat, nimmt Schwester Stefanie auf jeden Fall, wenn sie ins Mutterhaus der Franziskanerinnen Salzkotten zieht. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Die Kartons für den Umzug müssen bald gepackt werden. Schwester Stefanie Müllenborn schaut sich in ihrem Wohnzimmer um. „Viel kann ich nicht mitnehmen. Aber das Bild, das mir meine Nichte zum 70. Geburtstag gemalt hat, wird wieder aufgehängt“, sagt Ordensfrau, die nach 32 Jahren Herten verlässt und ins Mutterhaus der Franziskanerinnen nach Salzkotten zurückkehrt. Die Zeichnung zeigt auf schwarzem Hintergrund eine weiß gekleidete Ordensfrau, die inmitten von Männern und Frauen fröhlich gegen den Strom marschiert. Darunter ist zu lesen: „Don’t worry, she’s different.“ „Ja. Das bin ich“, sagt die Franziskanerin, die 1966 mit 20 Jahren in den Orden eingetreten ist, und lacht.

Es ist bewundernswert, was die Ordensfrau geleistet hat. Gemeinsam mit zwei weiteren Schwestern kam sie nach Herten, wohnte mit ihnen in einem kleinen Konvent und beschloss nach neun Jahren, ins Asylheim zu ziehen. „Mir war es wichtig, dass ich näher bei den Flüchtlingen lebe, um die ich mich gekümmert habe. Das war für mich die schönste Zeit“, berichtet Schwester Stefanie, die in der Eifel aufgewachsen ist. Als das Haus, in dem 160 Flüchtlinge lebten, im Jahr 2000 geschlossen wurde, zog sie in eine Wohnung in der Hochhaussiedlung Schürmannswiese. „Dort lebten Menschen aus 18 Nationalitäten“, erinnert sie sich gern. So habe sie in den vielen Jahren auch ohne große Reisen die Welt entdeckt. „Ich habe andere Kulturen, Religionen und Speisen kennengelernt“, sagt sie lachend.

Schwester Stefanie packte an, immer im Namen der Menschen, die sie brauchten. „Ich habe einen ständigen Kampf gegen die Politik und Bürokratie geführt. Das hat mich oft verärgert und wütend gemacht“, gibt sie zu. Denn für die Powerfrau standen die Flüchtlinge und ihre Belange im Vordergrund und nicht die Paragraphen. Dabei war es ihr wichtig, dass sie nie die Geflüchteten an sich gebunden hat. „Es ging darum, ihnen zu helfen. Ich habe für alle alles gemacht. So konnte keine Eifersucht entstehen. Darauf habe ich geachtet, und es hat sehr gut funktioniert“, berichtet sie. Ihr Credo war es, eine gute Verbindung zu ihnen zu haben, sich aber nicht vereinnahmen zu lassen. „Dann ist man nicht mehr frei. Und ich musste frei sein.“ Das habe sie auch bei ihrem Arbeitgeber, dem Caritasverband Herten, erlebt. „Sie haben mir alle Freiheiten gegeben und mich machen lassen“, lobt Schwester Stefanie die Zusammenarbeit.

In den vergangenen Jahren ist ihre Arbeit ruhiger, aber nicht weniger anstrengend und sinnvoll gewesen. „Ich habe eine Ausbildung zur ‚Focusing-Begleiterin‘ absolviert und arbeite seitdem mit traumatisierten Frauen und Männern in Einzelgesprächen“, berichtet sie. Beim Focusing ginge es um das Fühlen und Nachspüren im Körper. „Diese Aufgabe hat auch mir viel gegeben. Es war etwas neues und etwas ruhiges. Ich bin da und höre zu“, sagt sie. Das sei eine gute Vorbereitung auf ihren beruflichen Ausstieg.

Bereits vor zwei Jahren fasste sie den Beschluss, mit 75 Jahren wieder ins Mutterhaus zurückzukehren. „Ich bin traurig, dass ich manches hier lassen muss. Aber ich spüre auch Dankbarkeit“, äußert sie sich. Ebenso wisse sie, dass sich ihre Mitschwestern auf sie freuen. In Salzkotten im Erzbistum Paderborn wird sie sterbende Schwestern begleiten. „Sie sind meine Angehörigen. Ich werde für sie da sein, und alles weitere ergibt sich von selbst“, ist sie auf die ruhigere Zeit gespannt. Während der Jahre in Herten habe sie sich immer durch das Gebet der Mitschwestern gestärkt gewusst. „Ich habe ihnen bei Besuchen im Mutterhaus von meiner Arbeit erzählt, von den Höhen und den Tiefen. Sie haben alles mit in ihr Gebet genommen. Das habe ich gespürt, und es hat mir geholfen“, ist Schwester Stefanie für den Rückhalt ihres Ordens dankbar.

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