Kurzinterview mit Pater Michael Plattig O.Carm.

Gemeinschaft: Karmeliten
Alter: 55 ahre
In der Gemeinschaft seit: 1979

Pater Michael Plattig O.Carm. ist Spiritual der Mauritzer Franziskanerinnen, Dr. theol. in Wien; Dr. phil. an der FU Berlin; Professor für Theologie der Spiritualität und Leiter des Instituts für Spiritualität an der PTH Münster; Preside des Institutum Carmelitanum in Rom.

Was heißt für Sie: „ich weihe mein Leben Gott“?
Aus der Beziehung zu Gott leben und mich ihm, seiner Kirche und meiner Gemeinschaft als Person zur Verfügung zu stellen mit allem, was ich an Talenten aber auch an Belastungen und blinden Flecken mitbekommen habe.

Was ist ihre größte Freude am geweihten Leben?
Zugehörigkeit zu einer weltweiten Gemeinschaft von Geschwistern, mit denen ich mich auf Anhieb verständigen kann, aufgrund der Prägung durch eine reiche geistliche Tradition.

Was macht Ihnen Mut?
Aufbrüche in aller Welt. Neue Formen von Gemeinschaftsleben.
Ein verstärktes Interesse an einer reflektierten Spiritualität.

Wovor haben Sie Angst?
Ich habe keine Angst, weil unsere Zukunft in Gottes Hand liegt und Angst in jedem Fall ein miserabler Ratgeber ist. Gottes Plan mit dem Ordensleben zumindest in Europa durchschaue ich im Moment nicht, das macht mir Sorge. Diese Sorge betrifft allerdings eher die notwendigen Veränderungsprozesse in den nächsten Jahren, die das Ordensleben in Deutschland noch einmal radikal verändern werden. Dabei die Befürchtung, dass die Orden und auch meine Gemeinschaft nicht genügend Kraft zum würdigen Sterben haben, sondern krampfhaft festhalten, was eigentlich schon verloren ist und deshalb mögliche Herausforderungen und Neuaufbrüche schlicht übersehen!

Welches Wort der Bibel ist Ihnen besonders wichtig?
„Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles.“ (1 Joh 3,20)

Wen möchten Sie im Himmel auf jeden Fall treffen?
Meine Großmütter (die Großväter habe ich nicht kennengelernt), meinen Vater und einige Mitbrüder, die mir Vorbilder waren und sind.

Was würden Sie jungen Menschen von heute sagen?
Schult eure Aufmerksamkeit, damit ihr eure Berufung erkennt. Damit meine ich nicht primär die Berufung zum Ordensleben, sondern ich glaube, dass der Mensch sein Glück findet, wenn er seiner Berufung, egal wie sie lautet, folgt und dass er in Schwierigkeiten gerät, wenn er seine Berufung verfehlt, warum auch immer. Viele Menschen werden heute durch einseitige Trends und Moden beeinflusst, was zur Verführung werden kann, wenn sie nicht gelernt haben, kritisch zu unterscheiden. Grundlage dafür ist die alte Forderung des Mönchtums, dass die Selbsterkenntnis bzw. das Bemühen darum, die Grundlage für alles ist, für Lebensgestaltung, für den Glauben und für geistlich-menschliches Wachstum.

Warum ist es großartig, Christin/Christ zu sein?
„Wer Gott hat, hat alles!“ (Teresa von Avila) Natürlich kann ich Gott nicht haben, im Sinne von besitzen. Gemeint ist, wer aus der Beziehung zu Gott lebt, den braucht nichts mehr zu verwirren. Wer sich von Gott gehalten weiß, kann in großer Ernsthaftigkeit und Verantwortung, jedoch auch in froher Gelassenheit sein Leben gestalterisch in die Hand nehmen.

Welche Eigenschaften braucht man unbedingt als Ordensmann/Ordensfrau?
Aufmerksamkeit und Selbsterkenntnis, eingebettet in eine gelebte Freundschaft mit Gott, daraus folgt alles andere.

Was möchten Sie in der Kirche ändern?
Abbau des klerikalen Denkens in allen Köpfen, nicht nur der sog. Kleriker, sondern aller Christen.
Die Kirche ist der Leib Christi und nicht eine religiöse Versorgungsinstitution!!!!!

Kontakt

Ordensreferat und Ordensrat
im Bistum Münster

Domplatz 27
48143 Münster
Fon 0251 495-17202
ordensreferat@bistum-muenster.de
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7. September 2024

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