"Ich arbeite für Gott und er arbeitet für mich": Porträt Schwester Gertmaris Casser

Auch mit 83 Jahren ist Schwester Gertmaris Casser oft unterwegs im Namen des Herrn.

"Ich bin ein Vagabund Gottes!" Verschmitzt lächelnd sagt Schwester Gertmaris Casser aus Borken über sich: "Ich war und bin viel unterwegs im Namen des Herrn". Aus der 83-jährigen spricht eine ungebrochene Neugier und eine anhaltend große Lust auf das Leben: "Das Ausprobieren hat immer noch kein Ende", bekennt sie.

Die meist gut gelaunte und agile Schönstätterin ist seit Jahrzehnten mit ganzem Herzen in der Seelsorge tätig. Auch elf Jahre nach ihrem Eintritt in den Ruhestand übernimmt Schwester Gertmaris Besuchsdienste bei Familien, im Altenheim und im Krankenhaus, bringt Kranken die Heilige Kommunion, begleitet Sterbende, fährt gehbehinderte Mitschwestern. Zudem gestaltet Casser Gruppentreffen mit Frauen der Schönstattbewegung. Und sie versorgt den großen Garten.

Die Kraft für ihr anhaltend großes Engagement gewinnt die Schwester im Gespräch mit Mitschwestern und vor allem beim Empfang der Sakramente, bei Gottesdiensten und im Gebet. "Wenn ich unterwegs bin, lobe ich Gott für seine Schöpfung, bei der Arbeit danke ich ihm, dass ich Anteil daran haben darf". Der Dialog mit ihrem Schöpfer ist für Casser selbstverständlich.

"Ich arbeite für Gott und er arbeitet für mich", glaubt Schwerster Gertmaris: "Gottes Vorsehung leitet alles". Gebet und Arbeit gehören für sie untrennbar zusammen. Auch wenn ihr etwas schief geht, vertraut sie auf Gott und auf Maria, die sie sehr verehrt: "Ich bin ja mal gespannt, wie Ihr das wieder hinkriegt". Sie hat immer wieder in ihrem Leben wahrgenommen: "Gott ist mein Vater und er führt mich". Ihr Gottvertrauen ist "grenzenlos". Dementsprechend lautet ihr Lebensgrundsatz: "Was wir brauchen, kriegen wir, was wir nicht brauchen, kriegen wir auch nicht"

Die lebhafte alte Dame erinnert sich aber auch daran, dass es in ihrem Leben andere Phasen gab. In der Hitlerzeit geboren, ist sie zunächst "ein richtiges Nazikind" gewesen, bekennt die Schwester freimütig. Sie hat deren Lieder begeistert mitgesungen und ist auch mitmarschiert. Doch etwa im sechsten Schuljahr spürt sie: "Da stimmt was nicht, da gehöre ich nicht hin".  Sie erfährt durch ihre Lehrerin vom Schicksal von Karl Leisner und Franz Reinisch. In ihr reift der geheime Wunsch, Seelsorgehelferin zu werden. Nach dem Krieg wird sie zunächst Mitglied einer neuen Gruppe der Schönstattjugend und tritt dann bei den Schönstattschwestern ein. In den ersten Jahren in der Gemeinschaft arbeitet sie da, wo sie gerade gebraucht wird: Im Garten und in der Küche, im Haus und im Stall, aber auch im Kindergarten, im Krankenhaus und im Altenheim.

Nachhaltig wirken in ihr die persönlichen Begegnungen mit Pater Josef Kentenich, dem Gründer der Internationalen Schönstattbewegung, den sie mehrfach traf. Kentenich ermutigt sie, immer alles auszuprobieren. "Gott braucht freiwillige Ruderer" – solche Botschaften bleiben bei ihr hängen. Oder: "Wichtig ist, dass wir Gottes Gegenwart und Güte den Mitmenschen erfahrbar machen!"

Heute braucht es "Vorbilder, Priester, die positiv über christliche Ideale sprechen". Die wünscht Schwester Gertmaris sich und ihrer Kirche: "Wir brauchen mehr frohe Christen und mehr frohe Ordensleute, die das Positive des Christseins spürbar werden lassen". Und sie hofft darauf, dass wieder "mehr Eltern die Kraft haben, ihre Kinder loszulassen, auch wenn diese eine Entscheidung treffen für einen geistlichen Beruf, der aus Sicht der Eltern vielleicht wenig attraktiv ist". Casser betet "für unsere jungen Menschen um den Mut in Gottes Weinberg, nicht nur, weil die Arbeiter dort fehlen, sondern auch, weil diese Arbeit überaus glücklich machen kann: Ich durfte und darf es erfahren!"

Gertmaris Casser wurde 1932 in Recke als fünftes von zwölf Kindern einer Großfamilie geboren. Nach der Volksschule trat sie 1957 in das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern ein. Im Noviziat machte sie die Mittlere Reife und absolvierte 1967 die Höhere Fachschule für Sozialarbeit, wobei sie zugleich die kirchliche Unterrichtserlaubnis ‚Missio Canonica‘ erwarb. Nach einem Jahrespraktikum im Sozialamt von Krefeld war Casser 35 Jahre für die Schönstattbewegung in der Jugend-, Familien- und Frauenseelsorge tätig, und zwar in Kleve, Münster, Osnabrück und Visbek. Seit 2004 lebt sie in Borken im Konvent an der Schönstätter Marienschule.

Das von Papst Franziskus ausgerufene ,Jahr des geweihten Lebens‘ – in Deutschland auch ,Jahr der Orden‘ – läuft seit Advent 2014 bis zum 2. Februar 2016. Am 2. Februar wird in jedem Jahr der Welttag des geweihten Lebens gefeiert.

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